John Wayne mit Marguerite Churchill 1930 in "The Big Trail".

John Wayne wurde als Marion Michael Morrison am 26. Mai 1907 in Winterset im Mittelwesten der Vereinigten Staaten geboren. Als Marion, der wegen seines weiblichen Vornamens von Gleichaltrigen stets gehänselt wurde, ein Kind war, glich Winterset der Kulisse einer der zahlreichen Filme, die aus dem jungen Marion Michael den Superstar John Wayne hatten werden lassen. Eine staubige Hauptstrasse, ein paar Holzhütten. Die Strassen hatten keinen Namen, die Häuser waren der Reihe nach nummeriert worden.

Dieser trostlose Fleck Amerikas liess nicht darauf schliessen, dass er grosses hervorbringen würde. Zwei Namen allerdings machte Winterset dann doch unsterblich. Neben John Wayne stammt aus diesem Provinznest auch die Apfelsorte Golden Delicious...

Schon als Teenager zog John Wayne westwärts. Er wollte es unbedingt zu etwas bringen, wollte Jura studieren und Anwalt werden. An der Universität von Los Angeles wurde er auf Anhieb ein Star, nicht aber wegen allzu grosser intellektueller Leistung, sondern wegen seinen sportlichen Leistungen. Nur reichte das Stipendium, dass er als Football Spieler erhalten hatte vorne und hinten nicht zum Leben.

John Wayne fand einen Job als Handlanger in Filmstudios, einen zweiten als Zeitungsjungen. Letzterem verdankt er den Spitznamen "The Duke". Er war 1,92 Meter gross, wog fast zwei Zentner, hielt sich gerade, war also eine stattliche Erscheinung. Doch diese Attribute haben mit dem neuen Rufnamen nichts zu tun. John Wayne hatte einen Airedale Terrier, den er "Duke" rief. Und weil er es leid war Marion gerufen zu werden, nahm er den Spitznamen, den ihm die (Zeitungs-) Kundschaft verpasst hatte, dankend an.

Der Duke mit seiner Familie: v.l.n.r.: John, Ethan, Aissa, Marissa und Ehefrau Pilar

Ende der 20er Jahre, er war gerade 22 geworden, lernte der Mann aus Iowa die entscheidenden Personen seines Lebens kennen: John Ford .Er holte das Mannsbild zum Film, setzte ihn 1930 in "Der grosse Treck" ein. Trotz des Misserfolges dieses Films blieb das Jurastudium auf der Strecke. Duke Morrison, so hiess er in seinen ersten Filmen drehte einen Streifen nach dem anderen.

Erst vor den Dreharbeiten zu "Stagecoach" verpasste man Ihm einen neuen Namen. Man überlegte und fand schliesslich den Namen JOHN WAYNE. Dieser Name sollte nun für immer im Gedächtnis aller Menschen auf der ganzen Welt sein.

Der frischgebackene John Wayne konnte von seiner neuen Arbeit gut leben, deshalb durfte er auch Josephine Saenz heiraten. Deren Eltern hatten sich lange dagegen gewehrt, einen Vagabunden in der Familie zu haben. Aber als der Dollar rollte (in seiner beachtlichen Karriere verdiente John Wayne rund 150 Millionen), hatten sie dem aufkommenden Star nichts mehr entgegenzusetzen. Denn mit dem Einzug des Tonfilms war John Wayne auch wegen seiner Whiskeygetränkten Stimme ein gemachter Mann.

Josephine und John bekamen zwar vier Kinder, glücklich wurden sie aber nie. Der Schauspieler war keinem Flirt und keinem Whiskey abgeneigt, seine streng katholische Frau sass zu Hause und hütete den Nachwuchs. John Wayne selber sagte zu dieser Zeit schon: "Sie fragt erst ihren Priester bevor ich sie küssen darf". Das konnte nicht gut gehen.
John Wayne trauerte seiner Ehe nicht nach, er hatte längst eine neue Liebe. Es war Marlene Dietrich aus Deutschland. Und der gefiel der kantige Cowboy. "Ein richtiger Mann!" Doch letztlich waren die beiden grundverschieden. Die heftige Affäre platzte, als Marlene begann, mit den Liebhaberqualitäten ihres Freundes zu prahlen.

Der sonst so raubeinige Cowboy liebte die Heimlichkeit, die Intimität. Die hoffte er bei Esperanza Baur zu finden. die Mexikanerin wurde die zweite Mrs. Wayne. Sie soff Whiskey und man sagte ihr nach, früher Prostituierte gewesen zu sein. Doch das Glück stand unter keinem guten Stern. "Chata" Stupsnäschen, wie der Duke seine Frau nannte, hatte Haare auf den Zähnen. Sie sah überhaupt nicht ein, dass sie zu Hause auf Ihren Mann warten sollte. Ausserdem liebte sie es, das Geld des sparsamen John Wayne unters Volk zu bringen. Es scherte sie keinen Deut, dass ganz Hollywood darüber klatschte, sie sei in Mexiko ein leichtes Mädchen gewesen. Was andere von ihr hielten oder wie sie auftrat war ihr völlig egal. Es gab heftige Szenen, öffentliche Prügeleien, Versöhnungen und Besäufnisse zwischen ihr und John Wayne. Als Esperanza allerdings einen Revolver auf ihren Gatten richtete und vorbeischoss hatte dieser die Nase voll. Er flüchtete in seine Filme. Dort ging es zwar auch rau zu, aber verglichen mit seiner Ehe waren die Western doch leichtverdauliche Kost.

John Wayne als krebskranker Revolverheld in seinem letzten Film "The Shootist"

Pilar Palette, wie die beiden vorangegangenen Ehefrauen Lateinamerikanerin, hatte da ganz andere Qualitäten. Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch sanft und geduldig. Drei Kinder schenkte Pilar dem Duke, zwanzig Jahre blieb sie an seiner Seite.

Sie war neben ihm, als er für "Der Marshall" 1970 mit dem Oscar - übrigens seinem einzigen - ausgezeichnet wurde, und sie hatte ihn über seine schwere Krankheit hinweggetröstet. Kettenraucher Wayne - unter 100 Zigaretten am Tag waren's nie - war bereits 1963 an Krebs erkrankt, aber er siegte im Kampf auf Leben und Tod.
Pilar versuchte auch, den amerikanischen Helden zeitweilig zu beruhigen, wenn er sich wieder öffentlich in die Politik einmischte. John Wayne kannte weder Skrupel noch hatte er jemals das Gefühl, sich aus irgendetwas heraus halten zu müssen. Als glühender Patriot setzte er sich für den Vietnamkrieg ein und gab Politikern ungefragt Ratschläge.

Er hatte nur eines im Sinn: Sein Amerika sollte frei sein von Drückebergern und Subversiven. Der aufrechte Amerikaner hatte Erfahrung im Kampf gegen die intellektuelle Linke. Einige bekamen es durchaus mit der Angst zu tun, wenn John Wayne, Hand aufs Herz und voller Überzeugung verkündete: "Ich danke Gott für jeden Tag, in dem ich in Amerika aufwachsen darf."

Lange nach seinem Tod kam heraus, dass er in den 50er Jahren eifrig für Joseph McCarthy gearbeitet hatte Mit anderen Worten: Er hatte Kollegen denunziert, denen er kommunistische Ideen unterstellte. Auch seinen heissesten Fans lief es manchmal eiskalt über den Rücken, wenn Wayne, der schon beim Anblick der Stars-&-Stripes-Flagge feuchte Augen bekam, sich politisch breit machte.

Schauspieler Ronald Reagan hätte "The Duke" gern im Weissen Haus gehabt - als Aussenminister. Doch wenigstens das blieb den Amerikanern erspart.

Der Geist des alten Cowboys, der sich auch in der Neuzeit immer wieder regte, missfiel vor allen den Kindern von John Wayne: Die Konflikte, die die insgesamt sieben Geschwister mit ihrem Big Dad austrugen, hatten es in sich. Und selbst Howard Hawks, unter dessen Regie John Wayne Filme wie "Red River" und "Rio Bravo" gedreht hatte, fand: "John ist am besten, wenn er den Mund hält..."

John Wayne im April 1979, zwei Monate, bevor er am 11. Juni in Los Angeles seinem Krebsleiden erlag.

Trotz aller Differrenzen entschieden sich Patrik und Ethan Wayne, ebenfalls Schauspieler zu werden und Michael stieg ins Produzentengeschäft ein. Zusammen mit seinem Vater gründete er eine Filmproduktionsfirma in Hollywood. John Wayne selbst wollte mal raus aus Stetson und Weste. Er wollte sich den Luxus leisten, nicht immer auf Pferden sitzen zu müssen. Er drehte Filme wie "Brannigan" auf eigene Rechnung, die dann auch prompt floppten. Dagegen wurde sein "The Green Berets"-Epos - Durchhalteparolen für den Vietnamkrieg - zum Kassenknüller.

Möglicherweise hatte Pilar irgendwann genug von seinen Prahlereien. Das Paar trennte sich, liess sich aber nicht scheiden. John Wayne wurde oft in Gesellschaft seiner Sekretärin Pat Stacy gesehen, aber eine Affäre, so glaubte Pilar, habe es da nie gegeben... (Sie hatte in den Jahren gelernt, Liebschaften zu ignorieren.)

Auch im Alter wurde John Wayne keineswegs ruhiger, nur seine Gesundheit war schwer angeschlagen. 1978 musste ihm eine Herzklappe ersetzt werden, ein Jahr später erkrankte er erneut an Magenkrebs. Die besten Ärzte der Welt konnten ihn nicht retten. Die schwere Krankheit raffte ihn dahin. Der Krebs frass sich durch seinen Körper, und er starb in der Nacht zum 12. Juni nach einem langen Todeskampf. Er hatte alle Schmerzmittel abgelehnt und war so aus der Welt gegangen, wie er gelebt hatte: als Held!

John Wayne wurde auf einem Friedhof in Los Angeles in der Nähe von drei grossen Bäumen mit Blick auf das Meer anonym beerdigt. Es gibt bis heute keinen Grabstein. Dennoch sagte der "Duke", wenn er einmal tod sei, soll auf seinem Grabstein stehen:

"Feo, fuerte y formal"

"Er war hässlich und stark, und ein Mann mit Würde."